Kriegstreiber!

Freitag, 18. Dezember 2009

Vaterlandsloser Geselle, hör endlich auf! Hast du wohl endlich genug! Vaterlandsloser Geselle, hör auf unseren Einsatz zu torpedieren, beende deinen Kriegseinsatz gegen unsere Friedensmission! Was du dir erlaubst ist eine Kriegserklärung, gerichtet an die Soldaten des Vaterlands, an die wackeren Burschen und Maiden, die unsere Farben in der Welt repräsentieren. Es ist genug, wir sind des Krieges leid, den du in Quartiere und Lazarette trägst. Wir können deine kriegerische Friedfertigkeit nicht mehr ertragen, die du auf Plakate kritzelst und durch Kundgebungen und mittels Feldzugsrhetorik anheizt.

Geselle, was du in unser Vaterland trägst ist der Krieg! Du bist Kriegstreiber, du bist, was du uns unterstellst. Wer spaltet denn die Nation? Wer fällt uns ins Kreuz? Öffentlich stellst du dich hin, redest von friedlichen Welten und erklärst nebenbei, im Vorbeigehen quasi, unseren Soldaten den Krieg. Du erklärst unserem Friedenspersonal dreist und verschlagen, einfach so mir nichts dir nichts den Krieg! Auf einer Schlachtplatte richtest du das Militär an, und all jene, die das Militär auch politisch stützen. Wer ist denn der Schlächter? Wer der kriegsgeile Feldherr? Du zeigst keine Verantwortung! Du bist Individualist, machst auf Friedenstaube, romantisierst von Pazifismus, während wir uns Individualität nicht leisten können. Die Verantwortung erlaubt sie uns nicht, Vaterlandsloser! Wir stehen für ein Kollektiv, für diese Nation, für jenes Land, in dem du leben darfst, das du aber mit deiner Kriegseloquenz hinterrücks meuchelst. Wir sind kollektiv dem Luxus der Individualität skeptisch gesinnt. Wir sind nichts, unser Land alles!

Ehrloser Geselle, du bist der Kriegstreiber, du hetzt auf, stachelst an, machst unser Unternehmen mies. Wir helfen dem Frieden in die Schuhe und du reichst dem Krieg den Schuhlöffel. Dein windiges Geschäft ist der Krieg, den du ins Innere, in die Gesellschaft trägst. Einig sollten wir sein, vereint als Nation, zusammenstehen gegen den gemeinsamen Feind. Und dann kommst du deines charakterlosen Weges und mischt auf, treibst Keile in die Gemeinschaft, bekriegst unsere Eintracht. Weil du unseren humanitären Einsatz, unser Unternehmen im Namen des Friedens Krieg nennst, erklärst du uns den Krieg. Als Krieger gegen Friedensmacher betrittst du die Bühne! Mit Schaum vor der Schnauze hechelst du, röchelst du, bellst du. Der militante Fanatismus steht dir feucht vor der Schnauze, deine Kampfeslust und Streitsüchtigkeit unterstreicht deinen Kriegsgeist. Hinter der Front baust du deine Front auf, setzt dein Maschinengewehr an und durchsiebst die Einigkeit der Nation, durchlöcherst die Wehrhaftigkeit unserer Burg.

Vaterlandsloser Kriegstreiber, dich sollte man vor das Kriegsgericht zerren. Wir tun nur unseren Dienst, gefühllos und ohne Anteilnahme. Aber du, du läufst als Friedensbote auf, emotional aufgeladen, sentimental gestimmt. Wer so aufs Schlachtfeld tritt, der ist eine Gefahr für sich und andere, der begeht die schlimmsten Kriegsverbrechen. Pazifist, du bist der schlimmste aller Kriegsverbrecher, denn du bekriegst dein eigenes Nest!

11 Kommentare:

Frank Benedikt 18. Dezember 2009 um 02:13  

Zeit, dass das jemand ausspricht! Das muß doch mal gesagt werden! All diese Friedenshetzer und vaterlandslosen Gesellen, die unseren tapferen Friedenstruppen mit einem Dolchstoß in den Rücken fallen. Wie sollen wir da den Frieden bringen?
Krieg ist Frieden!

vunkenvlug 18. Dezember 2009 um 04:10  

hab hier ein bild vom vergessenen Gerd Arntz eingestellt, der die robotergesellschaft der zwanziger dokumentierte, mit eiseskälte und gerade deswegen erschreckend:

http://vunkelvlug.blogspot.com/

Christian Klotz 18. Dezember 2009 um 08:49  

Vaterlandslos.
Das ist ja - Gnade uns Gott - ein Neutrum.
Wird einem hier wieder mal schlagartig klar.
Das Vaterlandslos blüht dir, Geselle, und da ziehst du gewaltig die Arschkarte.

potemkin 18. Dezember 2009 um 11:23  

His masters voice

Wenn man den für einen Verteidigungsminister eher untyischen Wutausbruch des österreichischen Kollegen von Raubritter Guttenberg analysiert, so beschleicht einem das Gefühl, dass die seinerzeit für die Ostblockstaaten geltende Breschniew-Doktrien von der begrenzten Souveränität der Paktstaaten heute eine Bush-Obama-Doktrien ist. Offensichtlich gibt es Druckmittel und Abkommen, von denen der normale Bürger keine Ahnung hat. Wieso sonst (nach dem 'Ausrutscher') das devote Angebot, sich statt in Afghanistan auf dem Balkan engangieren zu wollen?

willi 18. Dezember 2009 um 14:45  

Business as usual würde ich sagen. Wir fangen an mit dem zusammengelogenen Kriegsgründen, füttern die Heimatfront mit hübscher Kriegspropaganda und wenn die Lügen langsam aber sicher nicht mehr haltbar sind, gehen wir zu den Durchhalteparolen über und fangen an auf die eigenen Leute los zugehen, die die Lügen satt haben. Wie jedes mal.
@potempkin:
Von außen betrachtet würde ich ein Land, in dem 60 Jahre nach Kriegsende immer noch etwa 100.000 Soldaten der Besatzungsmächte stationiert sind kaum für souverän halten -egal was die dortigen Politiker so behaupten.
Was an den Gerüchten über irgendwelche geheimen Verträge dran ist weiß ich nicht, aber nach 60 Jahren proamerikanischer Propaganda und "Umerziehung" bedarf es solcher Abkommen wahrscheinlich nicht mal. Wir sind Vasallen der USA und wir sind es gerne.

maguscarolus 18. Dezember 2009 um 15:48  

Die "Heimatfront" hat in Deutschland Tradition seit Ludendorffs "Dolchstoßlegende". Und wie man weiß, hat sie nicht unwesentlich zu den aufgeputschten Emotionen beigetragen, die letztlich den 2.Weltkrieg für die vielen, vielen "guten Deutschen" akzeptabel gemacht haben.
Zwar halte ich die derzeitige Lage doch für deutlich weniger katastrophal wie die Lage Deutschlands nach dem Ausgang des 1.Weltkriegs, aber dennoch sehe ich mit großer Besorgnis die da und dort aufkommende Debatte, durch welche in letzter Konsequenz ein Primat der militärischen Logik vor dem politischen, demokratischen Dialog in dieser Gesellschaft gefordert wird.

Anonym 18. Dezember 2009 um 17:22  

Für solch grandiose Texte liebe ich diesen Blog! Danke Roberto

Michel 18. Dezember 2009 um 20:34  

Jaja, jeder, der gegen den Krieg ist, ist ein Vaterlandsverräter...

Kenn ich doch irgendwoher, den Spruch?

Weltkrieg 1
Weltkrieg 2
und auch alle anderen Kriege


Schlimm genug, dass trotz eines Nicht-Verteidigunskrieges keine Massendemonstration gegen den Kriegsscheiß stattfindet.

Was mir überhaupt nicht gefällt, ist, dass dieser scheinadelige (es gibt ja keinen Adel mehr in Deutschland, gelle!) Guttenberg gerade mit diesen Militäreinsätzen zu tun hat. Der Adel hat schon immer gerne Krieg geführt und wenn auch der das mit der Muttermilch eingesogen hat, dann können wir noch jahrelang zugucken, wie die Söhne der Nichtadeligen in Afghanistan verheizt werden.

Die Gebirgsjäger, bei denen Guttenberg seinen Wehrdienst abgeleistet hat, gelten schon als recht rechts, oder?

Anonym 22. Dezember 2009 um 13:49  

"Wie kannst du es wagen, die Absichten unseres Stammes in Frage zu stellen? Bist du nicht einer von uns, bei uns aufgewachsen? Haben wir dir als Kind nicht Zuflucht geboten vor den Gefahren einer feindlichen Umwelt, dich versorgt und erzogen? Hast du nicht die Geborgenheit, die Sicherheit und die Vorteile unserer Gemeinschaft kennen gelernt und genossen? Wie kannst du da so unverfroren sein, die Entscheidungen unserer Häuptlinge zu kritisieren? Hast du keinen Respekt vor deiner Herkunft? Du bist doch einer von uns!"

Anonym 22. Dezember 2009 um 19:37  

Ich hatte beim Lesen gedacht, einen Text von Tucholsky vor mir zu haben.
Mein Kompliment!

Dominik Hennig 29. Dezember 2009 um 16:49  

Meine Hochachtung, das ist brillant!

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