Auf den ersten Blick

Dienstag, 24. Juni 2014

Heute: Das Medienopfer als Herausforderer, Christian Wulff

Nun hat er sich erstmals in Schriftform zu den Ereignissen der letzten Jahre geäußert. Der Anfangsverdacht des total korrumpierten Bundespräsidenten bestätigte sich nicht. Die groß angelegte mediale Kampagne gegen seine Person führte nicht zur Aufklärung von Verdachtsfällen, sondern zwang nur zum Rücktritt. Die Medien betätigten das Glöckchen und die Justiz gab den Pawlowschen Hund. Wulff ist kein objektiver Berichterstatter. Aber ganz falsch liegt er mit seiner Anschuldigung nicht. Die Medienlandschaft ist natürlich nicht sehr angetan davon, dass Wulff ihr die Schuld gibt. Ihr einstiges »Opfer« bleibt für sie weiterhin eine lächerliche Figur. Das kann man dieser Tage auf allerlei Fotos sehen.


Irgendwie guckt er immer entgeistert oder vor sich hin, als schwankte er in autistischen Phasen. Die Bildränder liegen weit von seiner Erscheinung entfernt. Alle Welt soll sehen, dass er isoliert ist, dass er niemanden direkt an seiner Seite hat. Das diskreditiert ihn nicht nur fotografisch gesehen, sondern auch inhaltlich. Der Mann steht alleine da, soll das heißen. Seine Ansichten sind Einzelmeinung. Die Thesen eines Mannes, der über sich selbst gestolpert ist und jetzt auch noch behauptet, er wäre der bessere Bundespräsident gewesen. Wenn man hört, was sein Nachfolger jetzt von Kriegseinsätzen sagt, dann kann man nur sagen: Ob er besser wäre, weiß man nicht - aber schlechter ganz sicher nicht. Ja, dieser Wulff innerhalb weit entfernter Bildränder wird zum politischen Eremiten drapiert. Zum dümmlich dreinblickenden Scheitern an seiner selbst. Die Schatten, die er wirft, sagen: Das ist sein Horizont. So leugnen die Medien ihre Sensationsgier von damals, als sie meinten, sie hätten da einen ganz dicken Fisch an der Angel.

Fast ein wenig wie Opa Hoppenstedt gestikulierend sieht er aus. Unbeholfen halt. Wahrscheinlich muss so einer aussehen, der die »Bildzeitung« und ihre Nachahmer herausfordert. Die Körpersprache, die man einem andichtet, kann nicht mehr die Erhabenheit des höchsten Amtes verliehen bekommen, sondern muss ins Lachhafte karikiert werden. Ein Tolpatsch, der erzählt, dass er einer Kampagne zum Opfer fiel, der wirkt eben wie ein Tolpatsch nicht nur körperlich. Ein solcher Mensch überträgt körperliche Attribute auch auf seine Geisteshaltung. Seine vermeintliche Grobmotorigkeit verleiht auch seiner Denke einen Zug von Tapsigkeit. Die Bilder, die man von Wulff jetzt anbietet, da er sich zu seiner Geschichte äußerte, zeigen nur, dass den Medien die Argumente schon lange ausgegangen sind. Jetzt machen sie ihn auf optische Art lächerlich. Um sich selbst nicht lächerlich zu machen. Aber genau das haben sie getan. Sie haben einen bemühten Bundespräsidenten für einige Verdachtsmomente aus dem Amt bugsiert und diesen feldherrischen Pastor dort erst ermöglicht.



4 Kommentare:

RoabtArt 24. Juni 2014 um 09:09  

Die ganze Kampagne gegen Wulff war letztendlich richtig, aber mit falschen Inhalt.
Haus und Hotel interessieren mich kaum.
Die Korruption mittels seines Freundes Maschmeyer und die Aushebelung des deutschen Sozialsystems mit Wulffs Unterstützung wären der richtige Inhalt gewesen.

Anonym 24. Juni 2014 um 09:19  

Man mag diese Person mögen oder auch nicht, aber eines, indem man ihm Recht geben muss: So etwas ist eine Bedrohung für die Demokratie.
Wenn lediglich ein paar Gazetten einen Staatsmann aus seinem Amt jagen können, weil er in irgendeiner Form unliebsam geworden ist, dann kann das auch jedem anderen passieren.

Anonym 24. Juni 2014 um 10:02  

...ja....da wäre doch ein Wulff mit etwas klebrigen Fingern eben doch um ein vielfaches besser als ein bigotter, selbstverliebter Pfaffe, der sich als Widerstandskämpfer darstellt und in Wahrheit ein widerwärtiger Kriegstreiber ist...

Anonym 24. Juni 2014 um 14:38  

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